Um es dem schnellen Leser einfach zu machen: Faxe von ausländischen Anwälten aus USA, Kanada oder anderen Ländern sind fast immer Scam – also Betrugsversuche. Hier einige Beispiele von bestätigten Betrugsversuchen:
- „Carey Law LLC“ Atlanta
- Hohnstein Law Professional
- Sinclair & Sinclair
- Harry Hochman aus Toronto
- Smith & Partners associates aus Texas
- und ähnliche Konsorten.
Inhalt:
Die ganze Geschichte im Detail:
Bei dem Fax von der Firma Carey Law LLC handelt es sich um einen raffinierten Vorschussbetrug. Es liegen mir inzwischen 11 Erfahrungen bzw. gleichlautende Faxe unterschiedlicher Empfänger vor. Und beinahe täglich bekomme ich weitere Rückmeldungen von Lesern.
Das erste Fax:
Walter Carey Law LLC und das 7,6 Mio. € Erbe.
Das erste Fax vom 29.11.2018
Am 29.11.2018 bekam ich ein Fax von einem Herrn Walter Carey, Inhaber der Anwaltskanzlei „Carey Law LLC“ aus Atlanta. Nicht der übliche Spam von Autohändlern aus Köln. Es war ein Schreiben, persönlich an mich adressiert mit korrekter Anrede, mit nicht unterdrückter Absenderkennung und einer Seite Inhalt in ausreichend gut lesbarer Schrift. Briefkopf und allem, was so dazugehört. Im Fax-Kopf steht die Absenderrufnummer +1470.300.7735, also USA.

Der Inhalt des Fax in Kürze
erklärt mir ein Herr Walter R. Carey (der Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei) in diesem Fax (Link zu der Original-Datei als .pdf)? Ein Geschäftsmann mit Namen Jürgen Eppich (also mein Nachname) hätte eine Erbschaft hinterlassen und es gäbe keinen Erben bla und so weiter. Es folgt ein Absatz über die Höhe des Nachlasses, dass zu diesem Nachnamen in den USA keine Erben ermittelt werden können (klar, ist ja auch kein häufiger Name, den ich da selbst trage) und ich wegen dem gleichen Nachnamen daher kontaktiert werde. Das Angebot, man könne sich das Erbe teilen, sofern bestimmte Formulare vorliegen würden und so weiter.
Also die bekannte SCAM-Masche, die auch gern unter Nigeria-Connection bekannt ist, obwohl das kein Nigerianisches Phänomen ist, wie wir gleich sehen werden.
Die Formulierungen sind in eleganten, zeitgemäßen und vor allem in weitestgehend korrektem Deutsch formuliert. Auf den ersten Blick lässt sich keinerlei Indiz für betrügerische Absichten finden. Abgesehen von dem Grundprinzip der Masche – Nachlass ohne Erben bla bla usw…
Weitere Details aus dem Schreiben
von Walter Carey aus Atlanta
Herr Carey schreibt von 7.6Mio. €, einem Herzinfarkt, einer Bank auf Hawaii, will Vertrauen in die Kooperation und garantiert alles mögliche. Einzig auffällige scheint eine gmail-Adresse zu sein, die aber auch bei solchen privaten Geschäften ggf. plausibel ist, anstelle einer offiziellen Geschäftsadresse zu verwenden. Jedenfalls ein erster möglicher Verdachtsmoment.
Die erste Recherche
Die Erste Analyse zu Carey Law bleibt ohne Befund
Als Erstes versuchte ich etwas über die hier angegebene Firma Carey Law LLC in Atlanta herauszufinden. Die Suchergebnisse haben mich verblüfft. Es gibt eine professionelle Webseite mit Informationen eines gleichlautenden Anwaltsbüros. Alle Kontaktdaten vom Fax sind mit denen, der Anwaltskanzlei übereinstimmend. Es gibt sogar eine vernünftig gepflegte Facebook-Firmen-Webseite, ordentliches Impressum und Kontaktmöglichkeiten.
Ich habe keine weiteren Vergleiche mit Rechtsanwaltswebseiten in den USA und kann daher nicht mit Bestimmtheit sagen, ob man anhand der Webseite die betrügerischen Absichten erkennen könnte. Jedenfalls mir als ausländischer Bürger wäre ich nicht in der Lage zu erkennen, ob das eine gefälschte Webseite ist. Jedenfalls stimmen die Daten mit denen des Faxes überein.
Weitere Punkte, die einen Betrug zunächst unwahrscheinlich erscheinen lassen:
- Der Faxversand kostet Geld, jedenfalls ins Ausland. Auch braucht es viel mehr Zeit, um tausende Faxe zu versenden. Massenweise versendeter Scam dürfte die Versender daher zu teuer und zu aufwändig sein.
- Das Schreiben ist mit persönlicher Anrede versehen
- Der Nachlasser trägt den gleichen Nachnamen wie ich
- Das Schreiben ist in fast völlig korrektem Deutsch formuliert. Man hat zwischenzeitlich formuliert, dass die SCAM-Briefe absichtlich in schlechten Deutsch formuliert sind, so dass nur die einfachen Gemüter von der Echtheit ausgehen und so eine Vorauswahl stattfindet, die „schlaue Füchse“ von Anfang an aussortiert. Dies scheint hier offensichtlich nicht der Fall zu sein
- Die Absenderkennung im Fax-Kopf, die angegebenen Kontaktdaten und die Adresse stimmen mit dem Impressum der Webseite überein
Was ist Scam?
Mit SCAM bezeichnet man im allgemeinen Vorschussbetrug oder Vorkassebetrug. Hierbei wird das Opfer in eine möglichst plausible Geschichte derart eingebunden, dass er in anbetracht eines großen Gewinns oder Erbe leicht darüber hinwegsieht, dass für die Erledigung von Bürokratie das Gegenüber gewisse Vorauszahlungen benötigt. Vorschussbetrug und Scam bei Wikipedia. Scam bedeutet übersetzt Betrug, Masche, Beschiss.
All das sieht mir für einen üblichen Scam viel zu aufwendig aus. Insofern wäre das ein neues Level dieses Artes von Betrug. Man möchte ja niemanden zu Unrecht des Betruges oder Betrugsversuches beschuldigen. Ganz sicher auch nicht in diesem Fall. Aber wie bin ich überhaupt drauf gekommen, dass es sich hier um Betrug handeln muss? Jedenfalls bei dem versendeten Fax?
Es gibt inzwischen auch Beweise, dass es sich um eine aufwendig gestaltete Fake-Webseite handelt.
Hinweise auf Betrug
Der Carey Law LLC Atlanta Fake
-> die tiefe Analyse mit ersten harten Fakten
Abfrage whois-Daten
Die Ergebnisse der Whois-Daten waren öffentlich. Hieraus kann man erkennen, dass die Domain der Firma „Carey Law LLC“ nicht in den USA registriert wurde, sondern in Australien. Was für eine Anwalts-Webseite aus den USA schon sehr sehr ungewöhnlich ist, um eigentlich zu sagen, praktisch ausgeschlossen werden kann. Aha – also ein erstes Indiz. Vielleicht habe ich ja eine neue Australia-Connection entdeckt…
Analyse des Quelltextes der Scam-Webseite
Analyse des Quelltextes der angegebenen Webseite: „careylawfirmllc dot com“. Auf den ersten Blick eine WordPress-Site mit vernünftigen, wenn gleich auch nicht vollständigen Metadaten. Kein Geheimcode oder was hätte ich da eigentlich erwartet? Halt – doch da – ich habe einen smoking gun. Eine Open-Graph URL passt nicht zur Webseite, sondern nennt eine völlig andere Domain. Die schauen wir uns mal an und da sehe ich eine völlig identische Webseite einer Anwaltskanzlei, nur ein anderer Ort sowie eine andere Telefonnummer.

Wie es aussieht, ist das möglicherweise der Hinweis auf das Original, von dem aus die Webseite kopiert wurde und der Scammer hat sich nur nicht die Mühe gemacht, den Quelltext zu bereinigen.
Analyse der Absendernummer in der Telefonzentrale
Die auf den Faxen gedruckte Absendernummer muss ja nicht mit der tatsächlichen übereinstimmen. Und die tatsächliche Nummer ist eine Absendernummer aus Australien. Ich kann das nur im Protokoll der Telefonzentrale einsehen, daher habe ich es auch erst zum Schluss gesehen. Also Australia-Connection? Gibt es Gründe, dass eine Kanzlei aus den USA den Faxversand aus Australien organisiert? Schwer vorstellbar – oder?
Ausweiskopie von Herrn Walter Carey (Fake)

Ein Leser hat bereits geantwortet und auf seine Zweifel hin wegen der angegebenen privaten Emailadresse hin sogar eine Ausweiskopie erhalten, die relativ echt aussieht. Ziemlich echt sogar. Es gibt aber in den USA Webseiten, die einen täuschend echten Reisepass als Service anbieten. Fake-Pass-Generatoren. Möglich wäre auch, dass dieser Reisepass gestohlen wurde.
Gestohlener Ausweis?
Der Diebstahl des Ausweises wäre mir plausibel. Denn man kann bei der genauen Analyse mit Photoshop keine sichtbaren Bildmanipulationen. Auch wäre bei einem synthetisch generierte Bild die Schrift bzw. Buchstaben nicht unbedingt exakt genauso minimal schief, wie der Ausweis schief eingescannt wurde.
Bei der Unterschrift lässt sich nachvollziehen, dass die Nachträglich auf echten Papier geschrieben wurde und vermutlich nicht hineinkopiert. Den die schwarze Schrift hat in Teilbereichen des roten Wappens ebenfalls eine leichte Rotfärbung. Mit einer intelligenteren Fotomontage, wie bei Photoshop mit Ebenen „abdunkeln“, wäre aber auch das möglich, zu manipulieren.
Wenn es eine Fälschung ist, dann ist es eine aufwändig gestaltete, ansonsten gehe ich eher von gestohlenem Dokument aus.
Kopierte Unterschrift
Eben habe ich das noch überprüft. Die Unterschriften auf dem gesendeten Fax sowie auf dem Ausweis sind 100%ige Kopien. Pixelgenau. Auf das Milligrad genau die gleiche Schrägstellung. Die Analyse von Photoshop kann die absolute Sicherheit geben, dass eine der beiden Unterschriften gefälscht sein muss.
Da auf dem Fax die Unterschrift etwas „ausgefranst“ ist, gehe ich zur Zeit davon aus, dass sie mittels Freistellen aus dem Originalausweis kopiert wurde. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass die Unterschrift in den Fake-Ausweis mittels „Abdunkeln“ oder ähnlicher Ebenenfunktionen hineinkopiert wurde.
UPDATE
Rückmeldung vom 02.12.2018
Ich habe Zuschriften erhalten, von zwei weiteren Lesern, die ebenfalls 7.6Mio bei dem jeweiligen entfernten Verwandten mit gleich lautendem Nachnamen in Aussicht stellen, bzw. einen Teil davon.
Rückmeldungen vom 03.12.2018
Zwei weitere angeschriebene Leser haben sich bei mir gemeldet, mit der gleichen Story, nur anderen Nachnamen. Auch dort wurde der gleiche Ausweis in der zweiten Email mit dem gleichen Text versendet. Dazu passend wird erklärt, dass es eine 21 Tages-Frist bei der Bank. Man müsse also zügig die Transaktion (in 14 Tagen garantiert) vornehmen… und so weiter…
Rückmeldungen vom 05.12.2018
Und eine Kontaktmöglichkeit vor Ort in Atlanta…
Allein heute bekam ich drei weitere Zuschriften von Lesern / Leserinnen mit gleichlautenden Faxen und identischem Betrag. Eine Leserin hat sogar persönliche Kontakte nach Atlanta und wird versuchen, ob sie für diesen Artikel sogar ein Foto der angegebenen Adresse „Carey Law LLC, 4086 Campbelton Road, Atlanta“ organisieren kann. Ich werde berichten, sobald ich dazu weitere Infos habe. Es bleibt also spannend! Wie es scheint dürften die ersten Faxe am 28.12. rausgegangen sein. Jedenfalls ist das das Datum des frühesten Empfängers, welches mir berichtet wurde. Einer der Zuschriften kam auch aus Österreich, wo offenbar ebenfalls nach gutgläubigen Erben gesucht wird.
06.12.2018: die 9. Meldung erreicht mich.
09.12.2018: Nun sind es 11 Meldungen mit gleichlautendem Inhalt. Der Kontakt in Atlanta hat uns noch kein Foto der Adresse mailen können.

Mithilfe
Sind Sie auch betroffen sind oder sogar weitere Schritte gegangen sind, über die Sie hier berichtet wissen möchten, melden Sie sich gern bei mir. Falls Sie selber eine Webseite betreiben, verlinken Sie diese Artikel bitte prominent auf Ihrer Seite. Es ist wichtig, dass dieser Artikel in google gut gefunden wird, damit möglichst viele Betroffene vor einem Schaden bewahrt werden.
Ausblick:
Wer es mit ein wenig Humor sehen möchte, dem empfehle ich den Artikel vom Postillon:
Reicher nigerianischer Prinz bekommt ständig E-Mail-Absagen von Geschäftspartnern
Fazit
Von der Carey Law Firm LLC liegen mir nunmehr elf! gleichlautende Schreiben an unterschiedliche Empfänger vor. Alle haben die gleiche Story und gleichem Betrag von 7.6 Mio €. Es kann hiermit absolut sicher von einem Betrugsversuch ausgegangen werden. Auch wenn hier mit Fax-Scam ein neues bisher unbekanntes Level erreicht wurde, bleibt die Masche dem aufmerksamen Leser dennoch zum Glück erkennbar. Dieser Artikel dient dazu, Menschen, die nach Erfahrungen, Betrugsversuch oder andere Themen in Zusammenhang mit der Firma Carey Law aus Atlanta suchen, die notwendigen Informationen bei google finden können, um sich schnell ein Bild zu machen.
Die Firmen Carey Law Office LLC, die Carey Law Group LLC oder die Carey Law aus Chicago haben nichts mit diesem Fake zu tun und sind anständige Unternehmen.
Der Fake von Hohnstein Law Professional Corporation
Inzwischen firmiert diese Masche unter einem neuen Namen. Diesmal mit dem Absender „Hohnstein Law Professional Corporation“ aus Ontario, Canada (Kanada) angeblich aus der Queen St., Ottawa
Ein entsprechendes Fax liegt mir vor und wurde von einem aufmerksamen Leser meiner Webseite mir zugesandt. Es ist Inhaltlich sehr ähnlich den bisher versendeten Faxen. Wollen wir hoffen, dass auch darauf niemand hereinfallen wird.
Die dort angegebene Webseite ist wie im vorherigen Fall eine fast 1:1 Kopie einer echten Anwaltswebseite.
Die Fake-Webseite https://hohnsteinlaw.com/dolgin.html wurde übrigens von der folgenden echten Webseite kopiert: http://www.dpclaw.ca/dolgin.php
Update 01.05.2020
Inzwischen habe ich die zweite Rückmeldung mit gleich lautendem Fax von Hohnstein Law erhalten. Offenbar ist gerade eine neue Welle angelaufen. Ich hoffe sehr, dass niemand darauf hereinfällt.
Nochmals die Bitte: Wer eine Webseite oder einen FB-Account hat, möge diesen Beitrag bitte teilen, damit möglichst viele Menschen davon lesen können und der Artikel in google gut gefunden werden kann. Vielen Dank.
UPDATE 04.05.2020
Es erreichen mich viele weitere Zuschriften aufmerksamer Leser mit jeweils identischen Inhalten. Auch der Vorschlag, mal zum Schein darauf einzugehen. Wer es macht, möge mir bitte gern das Ergebnis zusenden und ich veröffentliche das mit dem größten Vergnügen.
UPDATE 08.05.2020
Ein weiterer aufmerksamer Leser meldet sich und berichtet von der gleichen Masche. Auch er bekam eine Reisepasskopie zugesandt und es fand ein Telefongespräch statt. Er berichtete von einem Zeitungsartikel, in dem die Polizei vor der Masche warnt. In dem dort abgelichteten Beispiel wurde ein Betrag von 9,5 Mio€ angegeben. Auch wurde berichtet, dass ein Opfer um einen nicht unerheblichen Betrag (100.000,-€) gebracht wurde, angeblich notwendig, zur Besorgung wichtiger Unterlagen zur Vorbereitung der Überweisung des Millionenerbes, welches jedoch nie angekommen ist. Wohl dem, wer gesundes Misstrauen hat.

UPDATE 24.06.2020 SINCLAIR & SINCLAIRE
Eine neue Variante des Faxes ist von der Kanzlei Sinclair & Sinclair. Hier wird die Auszahlung einer sehr hohen Versicherungssumme in Aussicht gestellt. Natürlich ist auch dieses ein Betrugsversuch und sollte nicht beantwortet werden.
UPDATE 09.07.2020 Harry Hochman
Auch das neue Design von Harry Hochman aus Ontario bzw. inzwischen aus Toronto spielt den selben Sachverhalt wieder. Betrugsversuche auf scheinbar hohem Niveau. Die angebotene Summe liegt hier jetzt bei über 10 Millionen Euro Erbschaft. Vermutlich schlägt auch hier die Inflation zu. Denn bei meinem ersten Brief waren es noch 7,6 Mio.

Update 15.08.2020 Neuer Absender „Smith & Partners“, associates aus Texas, USA
Mit einer bekannten (nobles Hotel) Adresse aus Texas, Grand Prairie, wird unter dem Namen „Smith & Partners“ die gleiche Masche neu aufgelegt. Ebenfalls per Fax. 10,6 Mio sind es hier, die einen Erben suchen. Wie bei den anderen Fällen eine Fake-Mitteilung, die darauf aus ist, durch Vorkassebetrug den vermeintlichen Erben um hohe Summen zu erleichtern. Wird von inzwischen zwei aufmerksamen Lesern dieses Artikels mir berichtet.